CD Rezension: Creatures & Other Stuff
www.kulturwoche.at, Manfred Horak, 2010-11-01
Die einfachsten Riffs können oft in die irrsten Schräglagen führen, und von dort kann es freilich wieder ganz woanders hingehen. Nein, hier ist nicht von Frank Zappa die Rede, sondern von der Jazzwerkstatt Wien, die, unter Studio Dan firmierend, die Doppel-CD „Creatures & Other Stuff“ vorlegt.
Aber bleiben wir zunächst doch einmal bei Frank Zappa kleben (oder picken, je nachdem), der im September 1978 das Album „Studio Tan“ veröffentlichte [übrigens als eines von sieben mitunter Mehrfach-Alben im Zeitraum März 1978 bis November 1979; Anm.]. Die darauf enthaltenen vier Lieder könnte man vielleicht vorher hören, zur Einstimmung auf die Jazzwerkstätter, und wenn dem so ist, beginnt man danach bei Studio Dan besser mit CD2, da hört man dann nämlich gleich das prächtige „Dogfood“ von Julia Purgina, das durchaus zappaeske Stimmungen vermittelt und in ungeahnte Klangwelten aufbricht. Die insgesamt 17 Stücke bestechen generell mit der Freude am Verpacken. Verpackt werden nämlich unterschiedliche Musikstile – und einmal verpackt bleiben sie auch gut verschnürt ein Ganzes, da fällt nichts auseinander, sondern hält alles, wie von unsichtbaren Fäden gehalten, zusammen. Wenn z.B. im wunderbaren „Many Light Passages“ von Philip Yaeger zwischen Jazz und Klassik herumgezappt wird, dann hat dieses Zappen vielleicht weniger mit Zappa zu tun denn, ganz simpel, mit großem Können und Neugier.
Und wenn zu viele Chefs in der Küche versuchen einen Eintopf zu kochen, dann kommen in „Too many chefs in a kitchen“ von Stefan Heckel eben viele verschiedene Gewürze zum Vorschein – aber ja, bis hin zum Volkstümlichen, immerhin befinden wir uns in Österreich, im (Musik)land großer Söhne und Töchter, auch wenn natürlich manchmal das Gefühl vorherrscht in einem Zwergenland zu leben (aber diese Gefühlszustände beziehen sich wiederum doch eher auf die gesellschaftspolitischen Komponenten). Den Soundtrack dazu liefert übrigens Daniel Riegler mit dem gar nicht zwergigen Stück „Im Zwergenland“. Wird auch übertrieben? Durchaus, aber das fällt nicht sehr ins Gewicht, manchmal wird vielleicht doch ein wenig zu dick aufgetragen, in „Opulent“ z.B., ebenfalls von Daniel Riegler, aber das könnte durchaus auch Methode sein. Wie auch immer. „Creatures & Other Stuff“ von Studio Dan überzeugt mit originären wie originellen Soundeskapaden zwischen leicht verdaulichen Kreaturen und anderen Experimentierfreuden.