Elliott Sharp // Studio Dan
SKUG, Curt Cuisine, 2014-01-08
Eins und Eins ist meistens Zwei. Die erste Eins, eine römische Eins sozusagen, ist Elliot Sharp, einschlägig bekannter Bass, Komponist und generell eine musikalische Persönlichkeit durch und durch. Ein Mitstreiter der New Yorker Downtownszene der 1980er Jahre, bekannt durch Leute wie John Zorn, Bobby Previte oder Wayne Horvitz. Dort war damals alles möglich, leise und hauchend, ekstatisch, lärmend, aggressiv, mit traditionellen Blutlinien oder sich radikal allem verweigernd. Für diese Offenheit steht Elliot Sharp auch heute noch. Die zweite römische Eins gilt dem mehrfach prämierten Studio Dan, einem der feinsten und hochkarätigsten Jazzensembles hierzulande, vermutlich in sogar in ganz Europa. Das letzte Album »Dekadenz« war ein hochgenüsslicher Spaziergang zwischen gestrengem Kammerkonzert und flirrendem Big Band Jazz.
Nimmt man diese beiden römischen Einsen zusammen, so erhält man „In The Pelagic Zone“, die Live-Einspielung eines elfteiligen Stücks, eine im Wiener Jazzclub Porgy & Bess eingespielte Weltpremiere, von Elliot Sharp komponiert, vom Studio Dan in jeder Hinsicht virtuos umgesetzt. Trotzdem stellt sich nicht vollkommene Beglückung ein, was womöglich daran liegt, dass Elliot Sharp eben doch eine Spur anders tickt als das Wiener Ensemble. Oder vielleicht ganz einfach daran, dass „In The Pelagic Zone“ nun wirklich schon sehr nahe am Kammerkonzert mit jazziger Instrumentierung ist. Dass eine fünfköpfige Streichergruppe im Ensemble integriert ist, unterstreicht diese klassisch-verzopfte Strenge auch vom Klangbild her. Das ist kein Einwand gegen die Qualität der elf Stücke oder ihren zugleich üppigen und strengen Charakter, es ist nur ein Hinweis darauf, dass diese Studio Dan Einspielung nicht ganz so spielfreudig und schillernd daherkommt wie der Vorgänger. Oder um auf die Einleitung zurück zu kommen: Wer sich hier entweder die eine oder die andere Eins erwartet, sollte sich besser auf eine Zwei gefasst machen.