Studio Dan

Entdeckerlust am Risiko

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Frankfurter Allgemeine Zeitung, Florian Amort, 2020-09-27

(...) Das gilt auch für Vinko Globokars „Passaggio verso il rischio“ (sinngemäß: Übergang zum Risiko) von 2017, dargeboten vom vielseitigen Studio Dan. Was in einer ernsten Konzertsituation beginnt, entwickelt sich mit Klatschen, Stampfen und Zungenschnalzen zu einer absurden Performance aÌ la Samuel Beckett: Die Cellistin Maiken Beer umwickelt die Geigerin Sophia Goidinger-Koch mit Toilettenpapier, knipst triumphierend ein Selfie; dann muss die wieder befreite Geigerin, während sie aufgescheucht musiziert, mit dem Bogen ihres Instruments eine Seifenblasenattacke abwehren. Der Posaunist Daniel Riegler ruft Unverständliches, beginnt, zusammen mit den anderen Bläsern, die Instrumente auseinanderzubauen, nicht ohne die Bestandteile wie Posaunenbogen oder Querflötenkopf zum Klingen zu bringen.

Globokar und das Studio Dan scheuen in diesem Fluxus kein Risiko: Sie schwelgen im Experimentieren mit Lauten, Geräuschen, Klangfarben, das steigert sich zu einem Bacchanal des Grotesken. Nicht nur hartgesottene Groupies der Neuen Musik lauschen voll Entdeckerlust. Man freut sich an dem enthemmten Spektakel, ergötzt sich an Melodiefragmenten kanonisierter Werke – und lacht, wenn im Publikum die Nokia-Melodie unfreiwillig mitbimmelt (...).