Studio Dan

Klingende Kulturweltstadt und Donaudorf

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Baseler Zeitung, Tom Gsteiger, 2012-09-15

Dogmenfreie Vielfalt

Daniel Riegler, der zum Mastermind-Quintett der JWW gehört, sagt es folgendermaßen: „Gewisse Szenen sind dermaßen abgeschottet, dass sie gar nicht mitbekommen was anderswo passiert.“ Riegler muss es wissen! Der polyvalente Posaunist ist seit vielen Jahren als Grenzgänger zwischen Jazz und Neuer Musik unterwegs: So trat er Ende August mit dem Klangforum Wien am Lucerne Festival auf, zwischen den Proben feilte er an den letzten Details seiner Komposition „Fanfare III“, die dann am Festival der JWW zur Uraufführung gelangte. „Fanfare III“ ist ein Stück für den französischen Geräusch- und Quietschsaxofonisten Michel Doneda und das von Riegler geleitete Hybrid-Ensemble Studio Dan, das sich aus Konservatoriumsmusikern, Jazzsolisten und einem ziemlich durchgeknallten Elektronik-Autodidakten zusammensetzt. Ursprünglich war Studio Dan – der Name spielt übrigens auf eine Platte von Frank Zappa an – ein zeitlich begrenztes Bigband-Projek der JWW. „Aber dann hat es allen irrsinnig Spaß gemacht, und darum habe ich weitergemacht.“ sagt Riegler.

In der Rolle des Amateurdirigenten duldet Riegler andere Komponisten nicht bloss, er sucht sie proaktiv: „Es soll nicht alles auf meine Person zugeschnitten sein.“ Tatsächlich entwickelt sich Studio Dan immer mehr zu einem Klangkörper sui generis, der von Nonkonformisten zur Umsetzung ihrer orchestralen Visionen genutzt werden kann.
WeiI man nie weiß, ob und wie es weitergeht, werden die Programme von Studio Dan fortlaufend auf CD festgehalten – bis dato erschienen sind das Doppelalbum “Creatures & other stuff” (ausgezeichnet mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik), „Things“ mit der Sängerin Nika Zach sowie „Dekadenz“.
An die Erfolge des vom Schweizer Wahlwieners Schweizers Mathias Rüegg geleiteten Vienna Art Orchestra wird Studio Dan sicher nicht anknüpfen können, dafür ist die Musik der Gruppe zu sperrig und das wirtschaftliche Umfeld zu ungünstig. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass sie in Zukunft etwas öfter aus Ö̈sterreich herauskommt, hat ihre Verbindung von subversiver Originalität mit dogmenfreier Vielfalt doch wahrlich Seltenheitswert. (…)