Studio Dan

Mit Arnold Schönberg und seiner Frau Mathilde durch die Secession

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Der Standard, Ljubiša Tošić, 2024-11-14

Manos Tsangaris hat das mehrteilige Stationentheater "Arnold Elevators" zu Ehren des Jahresjubilars komponiert, der heuer 150 Jahre alt geworden wäre

Das Projekt Blicke widmet sich dem Paar Arnold und Mathilde Schönberg. Besondere Berücksichtigung erfährt ein wohl nie bewältigtes Ereignis, das sehr romantisch begonnen hat. Mathilde Schönberg ging mit Maler Richard Gerstl heimlich eine Beziehung ein. Nach Aufdeckung selbiger kam sie schließlich zu Schönberg zurück, worauf Gerstl 1908 Selbstmord beging.

In der Secession wird weder Schönbergs Drama Die glückliche Handaufgeführt, in dem der Komponist diese Ereignisse subjektiv verarbeitet, noch wird dem Thema boulevardesk in die Unterhose geschaut. Manos Tsangaris hat in Blicke, dessen Szenen teilweise akustisch miteinander kommunizieren, zur Wanderschaft durch die Secession animiert, um an sechs Spielstationen abstrakte Reflexionen über Beziehungen an sich zu erleben.

Die Cellistin Hyun-Jung Berger belebt die Ausstellungshalle einsam mit elegisch-abstrakter Kantilene. Das Kammerl im Untergeschoß? Es presst Arnold 1 (Perkussion Michael Tiefenbacher) und Mathilde 1 (Sopranistin Friederike Kühn) in eine klaustrophobische Zweisamkeit; weiter oben vollzieht sich ein mobiles Schauspiel: Arnold 2 (Valentin Postlmayr) und Mathilde 3 (May Garzon) werden auf einer fahrbaren Plattformen unter dem Glasdach Richtung Publikum geschoben, während nebenan ein Bläserquartett flächige Akkordpointen setzt.

Ein besonders Naherlebnis im Foyer: Mathilde 2 (Annette Schönmüller) ist im Zustand angespannten Innehaltens zu hören. Sie agiert in einem Meer aus Notenblättern, umgarnt von auf Fäden postierten Schellen und Lichtern (Klangwerk, Fadenorgel Hubert Bründlmayer), während zwei Instrumentalistinnen des Ensembles Studio Dan von oben herab intervenieren. Die Schönberg-Würdigungen bei Wien Modern gehen weiter. Ab 19. gibt es Schönes Wetter in Gmunden im Musikverein.