Studio Dan

Seid bereit für die Suche nach der gehörten Zeit

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Falter 28/21, Klaus Nüchtern, 2021-07-14

Seit Jahrzehnten beliefert das Küchenstudio Dan das Land mit maßgeschneidertem Mobiliar. Nicht ganz so lang sorgt Studio Dan für den kontextsensiblen Einbau musikalischer Module in unterschiedliche Räume. 2005 als Großformation der Jazzwerkstatt Wien gegründet, bespielt der vom Posaunisten und Komponisten Daniel Riegler geleitete Klangkörper seitdem Clubs, Konzertsäle, Kindertheater oder Gemeindebauten mit Jazz, Avantgarde, Freier Improvisation und Art Rock - unter anderen von Frank Zappa, Elliott Sharp oder Vinko Globokar.

Die Bandbreite des Zugangs von Studio Dan dokumentiert auch die soeben ins Leben gerufene Reihe ROS - ein Akronym für "Records and Other Stuff". "Fanfare III" (ROS 1) enthält sieben Stücke, die aus der Begegnung mit Michel Doneda hervorgegangen sind. Die Sopransaxofonklänge des Franzosen bilden das Epizentrum, um das herum ein Ensemble aus Saiten-und Blasinstrumenten, Perkussion und Elektronik in Verdichtungen, Überlagerungen und massiven Akzenten den Klangraum immer wieder neu auslotet. Christian F. Schillers 19-minütiges "Hohnor" (ROS 2) erwächst aus dem Wimmern, Vibrieren und Schnaufen zweier Mundharmonikas (wohl der Marke Hohner), unter das sich nach und nach - klopf, pling, schrumm, schnarr und knarz - auch Gesten der übrigen sechs Instrumente mischen: Musik für die Hörerschaft des notorisch strapaziösen Ö1-Neutönerformats "Zeitton".

Den denkbar größten Gegensatz dazu bieten "Rocket Science #1 #5 #8" (ROS 3), drei unerhört muntere minimalistische Tentett-Piecen des britischen Komponisten und Multi-Instrumentalisten Fred Frith, die gefällig zwischen pulsierendem Ostinato und kontrastreich-anmutigen Instrumentalkonstellationen wechseln. Dauert nur zehn Minuten, ist aber nicht nur deswegen wesentlich kurzweiliger als ROS 2.