Studio Dan

Aufnahmen und anders Zeug

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freiStil #97, Simon Camatta, 2021-09-01

Das Studio Dan hat ein neues, eigenes Label mit einem schönen, aber ungooglebaren Namen. Neben dem Direktverkauf von physischen Tonträgern wird auch ein digitaler Kanal aufgebaut, auf dem aber nicht gestreamt werden kann, sondern eine kuratierte Auswahl an Kunstwerken zu erwerben ist. Die nun vorliegenden ersten drei Veröffentlichungen sollen "inhaltlich beispielgebend für die zukünftige Ausrichtung" sein. Alle CDs sind in schönen Digifiles mit Cover-Artworks von den beteiligten Künstler*innen.

Den Anfang macht Fanfare III mit Kompositionen von Daniel Riegler für seinen Freund Michel Doneda (sax) und das Ensemble. Aufgenommen 2012, aber im Grunde zeitlos, verbinden die sieben Stücke sehr gelungen die Stärken beider Seiten. Das Studio flimmert zwischen Improvisationen, Klassischer und Neuer Musik, schafft geheimnisvolle Klangwelten in langen Bögen, mit viel Spannung und in großer Besetzung mit Percussion und Electronics. Doneda taucht ein und auf in diesem Ozean aus Reibungen, Flächen und Stakkati. Gelegentlich ist er auch so eine Art Solist, meist aber perfekt vereint mit dem Ensembleklang. Immer wieder tauchen neue Sounds auf. Hier trifft das leicht überstrapazierte Wort der Klangreise wirklich zu. Ein guter Einstieg und ein toller Trip.

Nummer zwei ist HOHNOR, ein kammermusikalisches Auftragswerk von Christian F. Schiller für zwei Mundharmonikas, hier Viola Falb und Doris Nicoletti, und das Ensemble. Ein sich über 15 Minuten lang aufbauender Drone mit jeder Menge Action. Mikrotonalität, Schlagwerk und zwei miteinander kämpfende Mundharfen ziehen die Dynamik langsam an und enden dramaturgisch punktgenau. Sehr gelungen. Es bleibt noch ein wenig Zeit, sich zu erholen, und dann ist es auch nach 19 Minuten schon vorbei mit der CD.

Noch kürzer und, wie ich finde, etwas fragwürdig ist die Spielzeit der dritten Veröffentlichung, mit knapp 9(!) Minuten. Drei, teils sehr kurze Stücke von Fred Frith verteilen sich auf Rocket Science #1 #5 #8. Zu hören sind die typischen, rhythmischen und oft synchron gespielten, leicht folkloristischen Melodien des Altmeisters. Irgendwie komisch und unvollständig. Wo sind die restlichen ##? Man bekommt nur einen Vorgeschmack und würde gerne den ganzen Zyklus, falls es ihn gibt, hören.