Studio Dan

Zwischen allen Stühlen

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Der Standard, Andreas Felber, 2009-09-04

Ein musikalischer Grenzgänger: JazzWerkstatt-Wien-Mitbegründer Daniel Riegler im Porträt

Wien – „Rückblickend bin ich froh, dass wir uns so viel Zeit gelassen haben. Ich denke, dass die CD auch deshalb gut geworden ist, weil wir die Stücke zum Teil schon jahrelang spielen und mit dem Material vertraut sind. Man kann heute schnell eine CD veröffentlichen. Gerade deshalb muss man genau sein“ , kommentiert Daniel Riegler die Doppel-CD Creatures And Other Stuff (JazzWerkstatt/Lotus) seiner Großformation Studio Dan: eines der aufregendsten Ensembles, das aus der JazzWerkstatt Wien hervorgegangen ist (dieses erfolgreiche Kollektiv junger Wiener Bandleader wiederum wurde seit dem Coming-out 2005 in Graz, Bern und Berlin eifrig kopiert).

Hinter Studio Dan verbirgt sich ein 20-köpfiger Klangkörper, der genussvoll zwischen allen Genre-Stühle agiert. Riffartige Bigband-Themen vernimmt man da, vielfärbig pulsierende kammermusikalische Strukturen, scharf geschnittenen Patchwork-Passagen à la John Zorn sowie von John Cage inspirierte Geräuschimprovisationen, eine eindrucksvoll gestaltete kompositorische Visitenkarte: „Die Musik von Studio Dan ist ein Spiegel meiner musikalischen Sozialisation.“

Der 32-Jährige absolvierte ein Studium der klassischen und der Jazz-Posaune in Graz und Wien und verfügt über praktische Erfahrungen in Improvisationsensembles ebenso wie im Wiener Klangforum. Manche Anregung aus den Kompositionen Giacinto Scelsis, die ja notierten Improvisationen entstammen und für Riegler somit eine Brücke zwischen den Welten darstellen, hätten, sagt Riegler, auch in der Musik von Studio Dan ihren Niederschlag gefunden, wobei der Ensemblename von einem anderen großen Grenzüberschreiter inspiriert ist, nämlich von Frank Zappa und dessen 1979 erschienenem Album Studio Tan.

„Zappa legt sich meiner Ansicht nach nicht auf einen bestimmten Klang, einen Stil fest. Das ist in dieser Konsequenz einzigartig – auch weil es bei ihm nie ins rein Eklektische oder ins Crossover-Eck abdriftet“ , so Riegler. Und er sieht einen Zusammenhang zwischen seinem Ensemble und dem Vienna Art Orchestra, das sich in der neuen Besetzung zu einem Jazzkammerorchester gewandelt hat: „Die Musiker sind vielseitiger und besser ausgebildet. Es ist ja schon aus wirtschaftlichen Gründen kaum mehr möglich, sich auf eine Sache – etwa Jazz oder Klassik – zu beschränken. Und es gibt immer weniger Leute, die das überhaupt wollen.“