Auf Frank Zappas Spuren
Kleine Zeitung, Otmar Klammer, 2008-11-16
Der gebürtige Grazer Daniel Riegler sorgt mit dem Orchester „Studio Dan“ für helle Erregung. Mit Musikern aus entgegen gesetzten stilistischen Richtungen.
Gesagt ist gesagt. „Graz habe ich nie besonders gut leiden können“. Also sprach der gebürtige Grazer Daniel Riegler, wissend, dass wir das nicht verstehen. Freilich war das nicht der eigentliche Grund, worum es ihn in jungen Jahren schon nach Wien zog. Das wäre ja noch schöner gewesen. Nein, um bei Rudi Josel Posaune zu studieren, war der eigentliche Grund, ein wahrlich profaner.
Damals war Frank Zappa, der schon immer „eine Riesenrolle“ im musikalischen Weltbild des Jungkomponisten spielte, leider schon einige Jahre tot. Aber die Platten des US-Bürgerschrecks kann man ja schließlich auch in Wien hören. „Studio Tan“ zum Beispiel, eine bahnbrechende Aufnahme aus dem Jahr 1978, nach der Riegler später schließlich sein 17-köpfiges Ensemble benennen sollte.
Aufsehen erregend
Als „Studio Dan“ sorgt diese Band im schwerelosen Bereich zwischen kontemporärem Jazz und Neuer Musik nun seit drei Jahren für einiges Aufsehen im Lande, zumal sie sich heuer als Stage Band des Wiener Jazz-Etablissements „Porgy & Bess“ durch Zappas mittleres Œuvre gearbeitet hat.
Riegler, der die Zappa-Stücke eigens für seine Band arrangiert hat und auch als Komponist vom kaleidoskopischen Kosmos Frankie Boys ausgeht, will damit aber nicht als Cover-Band auftreten. Vielmehr will er mit den so unterschiedlichen Musikerpersönlichkeiten des illustren Ensembles seiner Vision von „einer großen orchestralen Ebene mit einem ganz speziellen Klang“ folgen.
Kollektive Neutönerei
Obwohl Riegler Gründungsmitglied und einer der Masterminds der Jazzwerkstatt Wien ist, ist der Herr mit der hellen Stirn gewiss kein Jazzer im klassischen Sinn. Und wenn man seine „persönliche Affinität zur Neuen Musik“ kennt – immerhin führt, wenn man Zappa studiert, wohl kein Weg an Edgar Varèse vorbei –, wird dieser spezielle Klang wohl irgendwo am Rande kollektiv improvisierte Neutönerei zu finden sein. Denn wenn es einen roten Faden in den distinguierten Kompositionen Daniel Rieglers gibt, dann will er diesen in der Improvisation wissen, und „oft ist schon der kompositorische Ansatz improvisatorisch“. Wirklich zappaesk.