Studio Dan

Die Multimedia Musik-Performance Planet Globokar: Ein Segen für Kinder!

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Dnvenik, Gregor Pompe, 2017-12-15

Auf den ersten Blick scheint es fast unmöglich, die Musik eines so herausragenden und pointierten Modernisten wie Vinko Globokar einer ist, in ein Stück für Kinder umzuschmelzen. Aber die Multimedia Musik-Performance Planet Globokar die die Mitglieder des Ensembles Studio Dan unter der Regieführung von Manfred Weissensteiner vorbereitet haben, zeigt paradoxerweise, dass sich die Sache genau umgekehrt verhält: es mutet unmöglich an, sich Klang und seine Kontextualisierung, direkter und ohne jede ideologische oder ästhetische Einschränkung für Kinder vorzustellen; einem noch unbeschriebenen Blatt die weite Welt des Klangs und seiner Gestaltung dermaßen zu eröffnen. Es zeigt sich, dass Globokars bekannter Zugang, über sehr ernste Dinge notgedrungener Weise unterhaltsam zu sprechen/komponieren, ohne dabei an kritischer Schärfe zu verlieren, die Aufführung für Kinder wohl in erster Linie unterhaltsam sowie im Unterton mitschwingend auch noch lehrreich macht.
Planet Globokar ist keine Darstellung mit linearer Erzählung, vielmehr geht es um das Vorstellen einer Welt, die parallel zu unserer alltäglichen abläuft, mit dem Unterschied, dass in ihr banale Klanglichkeiten existieren, die unser tägliches Leben begleiten, hier durch akustische Instrumente erweckt oder aber in eine spezifische kompositorische Logik gebracht, die den Kleinen auf unaufdringliche Weise zeigt, dass es in der Musik stets eine gewisse ordnende Logik gibt. Für ihre Interventionen haben die Autoren der Aufführung Passagen aus Globokars anspruchsvoll gestaltetem Werk Laboratorium ausgewählt, in der diese sehr frei und in völlig neuem Kontext verwendet werden; dennoch trägt die Aufführung eine grundlegend „globokarische“ Note und zeigt auf unaufdringliche Art neben der außerordentlich weiten Klangwelt des Komponisten auch einige seiner bekanntesten „Erfindungen“ (das Eintauchen der Instrumente in Wasser, Versuche die Instrumente zum Sprechen zu bringen, schlauchverbundene Blechblasinstrumente u.ä.) und stellt damit sogar einen historischen Kontext her - durch Ähnlichkeit mit Schwitters Dadaismus. Die Aufführung zeigt auch, dass jeder einzelne noch so winzige Ton, und jede auf den ersten Blick noch so bizarre Handlung sich in musikalisches Material verwandeln, wenn sie der gestalterischen Kraft und der Erzählung unterworfen sind. Wie Globokars Musik fast immer von sozialen, nicht- musikalischen Reizen ausgeht, also aus etwas hervorgeht, das in unserer Welt scheinbar neben der Musik abläuft, so erweist sich auf Planet Globokar jede einzelne schier alltägliche Handlung (zB. Schlafen, Aufwachen, Handwerksarbeit, in der Warteschlange stehen) als in erster Linie

musikalisch. Die Mitglieder des Ensembles schaffen in ihrer Umsetzung eine hervorragende Verknüpfung von ernsthaftem Ausdruck und dem ehrlichen Verständnis von Globokars Musik sowie einer lustigen Bühnendistanz, mit der sie vermutlich trotz ernster Botschaft auch die jüngsten Zuschauer/Zuhörer für sich gewinnen. In den heimischen Kontext gestellt, versucht uns Globokar mit der Aufführung jedoch vermutlich etwas Weiteres auf seine spezifisch humorvolle Weise zu suggerieren: Wenn sich nämlich auf dem Planeten Slowenien unsere öffentlichen Einrichtungen nicht allzu lang mit dem Lebensjubiläum des Komponisten aufhielten, wenn sie also der „ernste“ Globokar nicht sehr interessiert oder ihnen sogar „zu schwer“ scheint, dann bekommen wir - zumindest scheinbar- die vereinfachte „Kinder“-Version zu sehen, die unseren Raum "leichter“ anspricht. Ein Segen für Kinder!