Eine berauschende Sinfonie
Tiroler Tageszeitung, HAU, 2019-09-23
Landeck – Dass Genialität und Exzentrik in der Rockmusik nicht unbedingt mit Drogen und Alkohol einhergehen, dafür ist Frank Zappa das beste Beispiel. Wiewohl die Verortung des Musikers und Komponisten im Genre „Rock“ eine unzulängliche wäre. Als bekennender Fan von E. Varése, A. Schönberg und A. Webern war Zappa ein begnadeter Klangmagier, der in Sachen Neue Musik ein paar Takte mitzureden hatte. Nicht ohne Grund wurde sein aufwändiges Orchesterwerk „The Yellow Shark“ 1992 vom Ensemble Modern in Frankfurt aufgeführt, was ihm in Kreisen der Neuen Musik höchste Anerkennung einbrachte.
Exakt um solche Qualitäten geht es dem 2005 von Daniel Riegler in Wien gegründeten Ensemble Studio Dan, das am Freitagabend erstmals in Tirol im Alten Kino Landeck zu hören war. Studio Dan, eine Ableitung des 1978 erschienen Zappa-Albums Studio Tan, sind sozusagen die Spezialisten schlechthin, wenn es um das musikalische Erbe des genialen Enfant terrible der amerikanischen Musikszene der 60er- und 70er-Jahre geht. Seit 2008 arbeitet man sich an Zappa ab und mit dem aktuellen Programm „A Tribute to Frank Zappa“ darf man einen einzigartigen Zugang zu Zappas Schaffen erleben, das, ergänzt durch Werke von Edgard Varèse, Karlheinz Stockhausen, Fred Frith, Daniel Riegler und Christof Dienz, daherkommt wie eine berauschende Sinfonie der wohlchoreografierten Klänge. Mit dabei natürlich auch Christof Dienz (Fagott) sowie, ebenfalls aus Tirol, Michael Tiefenbacher (Piano) und Sophia Goidinger-Koch (Violine). Hochkonzentriertes Spiel nach Noten gepaart mit leidenschaftlicher Spontanität, ein Kosmos von Geräuschcollagen, extrem strukturiert von perkussiven Elementen. Grandios!