Experimente mit Klang und eine tote Ente
Salzburger Nachrichten, Clemens Panagl, 2010-11-05
Jazzherbst: Studio Dan brachte „Chamber Music“ ins ORF-Studio
SALZBURG (SN-pac). Für das langsame Verenden einer Liebe haben Literaten und Songschreiber unzählige Metaphern gefunden. Diese dürfte neu sein: „Ich bin die tote Ente in deinem Hinterhof“, singt Nika Zach im Song „Duck“. „Ich friere. Nimm mich zurück, oder leg dich neben mich und stirb.“
Dass sich zwischen den Worten und der warmen Stimme der Jazzvokalistin ein zarter Widerspruch aufbaut, dürfte kein Zufall sein: Der Song „Duck“ stammt von der jüngsten CD „Things“ (Jazzwerkstatt Rec.) der österreichischen Jazz-Großformation Studio Dan. Und ihrem Gründer Daniel Riegler sowie ihren Mitgliedern geht es stets um Musik jenseits einfacher Zuordenbarkeit. Auf einem offenen Feld zwischen Jazz-Avantgarde und Neuer Musik wächst da eine Vielfalt an Klängen, deren Klammer die Lust am Weiterdenken ist. Das kann durchaus abstrakt und etwas spröde daherkommen, wie zu Beginn des Jazzherbst-Auftritts am Mittwoch, als Studio Dan mit seiner „Chamber Music“ im ORF-Studio gastierte. Es kann aber auch charmant dadaistisch klingen, wie in den Songs, die Zach mit Kammertrio sang, komplex und elektronisch wie die Suite „Parallelaktion“ von Gitarrist Peter Rom, mitunter aber trotz aller Abstraktionslust auch einfach musikantisch virtuos, wie Saxofonist Clemens Salesnys Solo über eine Rumba, die eine Suite von Keyboarder Clemens Wenger beschloss. An frischen Ideen fehlt es dem „Jazz from Austria“, dem der Abend gewidmet war, jedenfalls garantiert nicht.