Studio Dan

Gewalt kann eine Form von Nachdenklichkeit sein

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Frankfurter Allgemeine Zeitung, Ulrich Olshausen, 2010-11-12

Bebop-Themen unterm Mikroskop, und das ohne Amerikaner: Das Jazzfest Berlin besticht da, wo es nicht jazzig klingt.

Ein fast völliger Verzicht auf Amerikaner (jedenfalls die ganz prominenten) und folglich die Hinwendung der Scheinwerfer auf das immer selbstbewusster werdende Europa: das war die Leitidee des diesjährigen Jazzfests Berlin. Sie führte zu einer Menge von Deutschland-Premieren, beeindruckenden Entdeckungen und einem sehr geringen Durchschnittsalter bei den Mitwirkenden.
Österreich zum Beispiel entsandte aus seiner erstaunlichen jungen Tradition der traditionsüberwindenden Big Bands gleich zwei Ensembles, die Jazz Big Band Graz und das noch jüngere Ensemble Studio Dan. Das letztgenannte achtzehnköpfige Kollektiv mit seinen weitgehend aus der klassischen Musik kommenden sieben Frauen bot eine ziemlich streng und anspruchsvoll komponierte Musik furchtloser Stilzitate aus Zirkus, Walzer und Polka, Neuer Musik und konkreter Poesie, mit schrillen Shuffles und lauten Märschen, grotesken Texterfindungen der Sängerin Nika Zach und kurz hereinbrechenden elektronischen Störfeuern, aber auch zarter, punktueller Kammermusik. (…)