Studio Dan

Xenakis Maschine

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Xenakis-Machine-Hollaus.jpg  Melanie Hollaus

Erstes europäisches Kompositionsprogramm
"Anfang der 1960er Jahre hat Iannis Xenakis zusammen mit IBM-France ein Computerprogramm zur Musikkomposition fertiggestellt, das in der Musikgeschichte bis heute als das erste europäische Kompositionsprogramm gilt. Mittels Wahrscheinlichkeitsberechnungen ermittelt das Programm Klangwolken. Das Ergebnis dieser Xenakis'schen Computermusik dokumentieren seine ST-Kompositionen aus den 1960er Jahren. Aufgrund der stochastischen Beschaffenheit gibt das Programm bei jeder Ausführung ein anderes Ergebnis – eine andere Komposition –aus." (Alan Fabian)

Xenakis als Pilot
Xenakis stellt sich selbst als 'Pilot' vor: “[H]e [the composer-pilot] presses the buttons, introduces coordinates, and supervises the controls of a cosmic vessel sailing in the space of sound“ und weiter „The program (...) may be exploited by any composer pilot (who) can instill his own personality in the sonic result he obtains.” (Formalized Music, 1992, S. 144.)

Neue Automatisierung
Bereits 2014 wurden von Flötist Thomas Frey (Studio Dan) und Alan Fabian erste Anstrengungen unternommen, die Software wiederzubeleben. Für die neuerliche Weiterentwicklung und technische Modernisierung des Programmcodes, d.h. das Erstellen einer Benutzeroberfläche und einer Anbindung an gängige Ausgabeformate, wurde nun Christof Ressi, Komponist und Musikinformatiker gewonnen. Er meint: "Nun ist es so, dass das Computerprogramm keine fertige Partitur erstellt, sondern nur Zahlenkolonnen ausgibt, welche musikalische Ereignisse (Tonhöhe, Tondauer, Lautstärke, Spieltechnik, etc.) innerhalb einer Zeitlinie beschreiben. Es ist die Aufgabe der/s Komponiste/in diesen Zahlenstrom in Notenschrift zu übersetzen. Xenakis musste diesen Übertragungsprozess noch manuell ausführen. Mit den heutigen technischen Mitteln ist es jedoch möglich, auch diesen Schritt fast vollständig zu automatisieren.“

Auch Christof Ressis Vorhaben bezieht sich auf bereits von Xenakis angestellte Überlegungen: "The final phase is the decoding of the results into traditional notation, unless an automatic transcriber is available." (Xenakis, Formalized Music, 1992, S. 142)

Archäologie der Computermusik und Wiederbelebung
Ressi weiter: „Heutzutage werden Xenakis' ST-Kompositionen zwar noch von Ensembles gespielt, das zu Grunde liegende Computerprogramm ist jedoch praktisch in Vergessenheit geraten. Ziel der Arbeit ist es, sein damals radikales Konzept einer vollständig algorithmisch generierten Musik den heutigen Musiker/innen wieder zugänglich zu machen."

Im Dezember 2022 wurden die ersten drei Kompositionen mit der überarbeiteten Software erstellt und vom Ensemble Studio Dan uraufgeführt.

Studio Dan
Sophie Goidinger-Koch – Violine
Martina Bischof – Bratsche
Philipp Kienberger – Kontrabass
Thomas Frey – Flöte
Matthew Smith – Fagott
Dominik Fuss – Trompete
Daniel Riegler – Posaune
Clemens Salesny – Saxophon
Margit Schoberleitner – Schlagwerk
Michael Tiefenbacher – Klavier
Martin Siewert – Gitarre
Xizi Wang – Dirigat

Xenakis Maschine